Rezension "Someone New" von Laura Kneidl

LYX Verlag   ❥ 534 Seiten ❥ Taschenbuch 12,90€  ❥ Teil 1 von 3

Um weiter nach ihrem Bruder zu suchen, den ihre Eltern raus geworfen haben, als sie herausfanden, dass er schwul ist, hat Micah (18) sich entschieden aufs örtliche College zugehen. 
Ihr Bruder ist nämlich seit dem untergetaucht und sie würde alles daran setzen ihn zu finden, auch wenn es bedeutet Jura zu studieren.

In ihrer neuen Wohnung am College lernt sie direkt ihre neuen Nachbarn kennen, und einer von ihnen ist ausgerechnet Julian (24), der vor ein paar Wochen ihretwegen seinen Job verloren hat.

Micah setzt alles daran um sich bei Julian zu entschuldigen, doch dieser ist total abweisend zu ihr.
Micah wäre jedoch nicht Micah, wenn sie dadurch einfach aufgeben würde, vor allem da seine verschlossene Art sie irgendwie fasziniert. Sie will ihn kennen lernen, auch wenn sie eigentlich gerade bei der Suche nach ihrem Bruder keine Ablenkung gebrauchen kann.

Aber auch Julian scheint nicht komplett abgeneigt und sie kommen sich näher.
Doch Julian verschweigt etwas. Er hält nicht nur Micah, sondern alle anderen Menschen auf Abstand.

Denn sein Geheimnis könnte die Art wie sie ihn alle sehen für immer verändern.
Vertraut er Micah genug um ehrlich zu sein?




Das Buch ist komplett aus der Sicht von Micah geschrieben. Der Schreibstil hat mir super gut gefallen und ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Was anderes hätte ich von der Autorin aber auch nicht erwartet.
Gefehlt haben mir vielleicht Kapitel aus Julians Sicht, aber dann hätte man sein Geheimnis wohl zu früh erfahren.

Besonders toll fand ich die ganzen Anspielungen auf Serien und Filme, die die Autorin immer geschickt untergebracht hat. 
Insgesamt war das Buch einfach wieder super zu lesen.



Ich weiß gar nicht wie ich meine Gefühle zu diesem Buch erklären soll, ohne zu sehr zu spoilern. Um es wirklich zu verstehen, kann ich am Anfang schon mal allen sagen - lest es einfach!

Der wirkliche Klappentext sagt eigentlich nichts über das eigentliche Geschehen im Buch aus und es kommt alles ganz anders als erwartet. Ich kann am Ende nur den Hut heben für so eine großartige Geschichte. Es war jetzt nichts Weltbewegendes, aber so wie die Autorin es erzählt hat, war es einfach super berührend. So viel zum Anfang. :)

Micah war mir erst jedoch nicht so sympathisch. Man könnte sie etwas als das verzogene Mädchen bezeichnen, dass auf Kosten ihrer Eltern lebt. Auch wenn sie nicht eingebildet ist und auch gar nicht wie ihre Eltern sein will, löst sie sich nicht wirklich von ihnen. Das hat mich etwas gestört. Ansonsten war sie aber eine tolle Person, die sich für die Leute, die sie liebt, einsetzt. Sie liebt Comics und gestaltet selbst eines. Besonders ihre beste Freundin Lilly hat mir auch sehr gut gefallen.
Julian war mir direkt sympatisch. Ich mochte ihn einfach! Sein Geheimnis ist mir allerdings sehr früh klar geworden, da ich mich mit dem Thema etwas auskenne. Für Leute die das nicht tun, sollte es aber nicht so offensichtlich sein. Die Spannung wird demnach fast bis zum Ende aufrecht gehalten. Man fühlt mit Julian einfach mit und möchte ihn am liebsten auch seine Liebe schenken, die er wirklich verdient. Er ist ein toller Kerl.

Die Liebe zwischen den beiden entwickelt sich langsam. Aus Freundschaft wird langsam mehr, obwohl beide wohl von Anfang an mehr wollen, aber sich nicht trauten. Ich fand dies sehr schön, da es auch eher der Realität entsprechen würde.

Die Hintergründe, dass Micah eigentlich die ganze Zeit noch ihren schwulen Bruder sucht, waren auch sehr interessant. Ansonsten ist es wohl einfach eine typische New Adult Story mit ein paar besonderen Punkten.

Kommen wir zu einem kleinen Punkt der mir nicht ganz so gut gefallen hat. Manchmal wollte die Autorin meiner Meinung nach zu viel. Sie wollte unbedingt alles drin haben. Jede Vielfalt der Lebensformen, falls man das so nennen kann, und irgendwie wirkte mir das zu gestellt. Es fühlte sich dadurch nicht mehr ganz real an. So als wenn es einfach einen Schwulen, einen Schwarzen etc. geben sollte, damit bloß alles vertreten ist und nicht weil die Charaktere so sein sollten. Vielleicht versteht mich da ja jemand, aber das ist auch eher Meckern auf hohem Niveau und persönliches Empfinden.

Da ich Julians Geheimnis nicht verraten will, kann ich am Ende nur nochmal so viel sagen - lest es echt einfach selber.
Die Geschichte ist einfach super berührend und spricht ein so wichtiges Thema an. Am Ende habe ich sogar Tränen verdrückt, weil es einen einfach so mitnimmt und man sich freut.

Ich wünschte mehr Menschen wären so wie Micah und ihre Freunde. Und ich hoffe, dass einigen anderen dieses Buch die Augen öffnet. 
Ein Kompliment auch nochmal an die Autorin, dass sie so gut recherchiert hat.

Insgesamt war dieses Buch einfach nur wundervoll. Ich kann es nur jedem ans Herz legen. Egal, was ihr am Anfang denkt, das Buch wird euch am Ende kriegen und berühren. Es geht gar nicht anders.
Danke Laura Kneidl, dass du wieder so eine wundervolle, berührende und emotionale Story erfunden hast - an der wir uns alle inspirieren lassen können!